Förderverein Schindlers Blaufarbenwerk e.V.
            

Seit 5. Juli 2019 ist die Montanregion Erzgebirge/Krušnohoří UNESCO-Weltkulturerbe

Schindlers Blaufarbenwerk wurde als Bestandteil der Montanregion Erzgebirge/Krušnohoří zum Weltkulturerbe erhoben

Hüttenhof in Schindlers Blaufarbenwerk. Seit 5.Juli 2019 steht das ehemalige Blaufarbenwerk unter dem Schutz der UNESCO.


Auf seiner Sitzung am 5. Juli 2019 in Baku erklärte das Welterbekomitee der UNESCO die  „Montanregion Erzgebirge/Krušnohoří“ zum universellen materiellen Erbe der Menschheit. Damit findet ein über 20 Jahre andauernder Bewerbungsprozess seinen positiven Abschluss. Die grenzübergreifende Welterbestätte umfasst insgesamt 22 Standorte, wovon 17 auf sächsischer und 5 auf tschechischer Seite liegen. Als Bestandteil Nr. 16 ist Schindlers Blaufarbenwerk das größte Einzeldenkmal in diesem montangeschichtlichen Verbund. Als einziges, fast vollständig erhaltenes historisches Hüttenwerk des Erzgebirges repräsentiert Schindlerswerk das einst so bedeutende sächsische Hütten- und Blaufarbenwesen.

Der Montankomplex umfasst insgesamt 28 Hauptgebäude. Die Produktionsgebäude finden sich U-förmig um den historischen Hüttenhof im Kernbereich des Denkmalensembles angeordnet. Hier produziert die Schindlerswerk GmbH & Co. KG als "älteste Farbfabrik der Welt" bis heute Farben und einige chemische Spezialprodukte. Im näheren Außenbereich finden sich Beamten- und Arbeiterwohnhäuser, assozierte Wirtschaftsgebäude sowie eine Direktorenvilla im klassizistischen Stil. Das Gros des historischen Gebäudebestandes stammt aus dem 19. Jahrhundert, aber auch aus der Anfangszeit des Blaufarbenwesens ist noch bemerkenswert viel Bausubstanz vorhanden. Von zwei Lastaufzügen aus den 1950er Jahren abgesehen, wurde die Gebäudestruktur mit dem Bau eines Beamtenwohnhauses im Jahre 1912 abgeschlossen und besteht in dieser Form bis heute. Mit dem Industriekomplex assoziiert ist der ehemalige Bahnhof Bockau, der beim Bau der Chemnitz-Adorfer-Eisenbahn (CA-Linie) im Jahre 1875 extra nah an das Werk gelegt wurde. Der Transport von Rohstoffen und Fertigprodukten erfolgte fast ausschließlich per Schiene. Das im Sächsischen Länderbahnstiel gehaltene Bahnhofsensemble, bestehend aus Hauptgebäude, Güterschuppen und Waschhaus ist bemerkenswert original erhalten geblieben. Der denkmalgeschützte Montankomplex, incl. Bahnhof soll nach und nach touristisch erschlossen werden. Näheres zu Besuchs- und Besichtigungsmöglichkeiten finden sich unter "Öffentliche Veranstaltungen". Der Lageplan (Stand 1935) gibt einen Überblick über den Denkmalkomplex. Detaillierte Informationen zu den Gebäuden sowie aktuelle und historische Fotografien u.v.a.m. sind in unserem Buch "Das Sächsische Kobalt- und Blaufarbenwesen - Geschichte, Technologien und Denkmale"  (s. "Startseite" und "Aktuelles") enthalten.

Lageplan Schindlerswerk aus dem Jahre 1935


Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal sind die wissenschaftlich-technischen Entwicklungen, die hier am Ort vollbracht wurden und daher untrennbar mit dem denkmalgeschützten Industriekomplex verbunden sind. Neben verschiedenen Patenten im Bereich der Farb- und Pappenherstellung ist dabei besonders die Entwicklung der ersten industriell angewendeten Rauchgas-entschwefelungsanlage durch Clemens Winkler zu nennen. Der spätere Professor und Entdecker des Elementes Germanium war als Hüttenchemiker des Privatblaufarbenwerksvereins, zu dem Schindlerswerk gehörte, bei diesen zwischen 1863 und 1868 durchgeführten Forschungsarbeiten federführend. Die Ultramarinfabrik Schindlerswerk war ab 1868 weltweit das erste Unternehmen mit einer funktionsfähigen Rauchgasentschwefelungsanlage. Eine weiterentwickelte Technologie wurde 1878 patentiert. Dieses, auf Kalkstein basierende Verfahren, gehört heute zum unverzichtbaren Bestandteil jeder modernen Rauchgasreinigung.  

                                                                           Clemens Alexander Winkler (1873)

                        Deutsches Reichs-Patent über die Rauchgasentschwefelungsanlage auf Schindlerswerk von 1878.